St.Gallen ist eine Perle in Sachen Kultur-, Naherholungs-, Bildungs- und Arbeitsangebot. Gross genug, um alle Bedürfnisse zu erfüllen; übersichtlich genug, um sich auf der Strasse zu kennen. Und doch stockt es in St.Gallen – sei es mit den öffentlichen Verkehrsverbindungen, der Überlastung der Hauptverkehrsachsen oder den «Wegzüglern» in steuerlich attraktivere Nachbargemeinden. Streit über neue Ideen schafft zudem nicht den Ruf einer fortschrittlichen Stadt. Das darf nicht sein. Stures Festhalten an Bisherigem schadet der Stadt.

Das Kulturangebot der Stadt St.Gallen strahlt in die ganze Ostschweiz und sogar ins grenznahe Ausland – und zieht Interessierte «magisch» an. Doch in Sachen Steuern ergreifen viele die Flucht. Die Stadt St.Gallen hat einen der höchsten Steuerfüsse im Kanton. Gerade für Familien mit zwei Einkommen sind die Steuern zu hoch. Es kann nicht sein, dass die Mittelschicht immer stärker zur Kasse gebeten wird – und schliesslich wegzieht. Damit gerät die Stadt in einen Teufelskreis und es ist niemandem geholfen.

«Um Kinder grosszuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.» Damit Frauen und Männer ihre Rollen in der Familien- und Berufswelt gleichberechtigt wahrnehmen können, braucht es ein Gesamtsystem aus flexiblen Arbeitsmodellen, alltagstauglichen Betreuungsangeboten und steuerlichen Abzügen. Die Hürden für den Wiedereinstieg ins Berufsleben für Mütter müssen gesenkt werden. Es muss sich finanziell lohnen, dass beide Elternteile arbeiten und ihre oft teure (und vom Staat bezahlte) Ausbildung nutzen können. Sonst verlieren wir langfristig alle.

Ich bin überzeugt vom eigenverantwortlichen Handeln und liberalen Denken. Mehr Gesetze und ein grösserer Verwaltungsapparat sind nicht automatisch besser. Das bedeutet allerdings, dass jede und jeder einzelne diese Verantwortung auch wahrnehmen muss. Wo dies nicht gemacht wird, muss der Staat klare Rahmenbedingungen vorgeben – und zwar griffig und konsequent.